Montagswissen
Die Engländer lieben Bier und vor mehr als 200Jahren tranken sie v.a. dunkles Bier. Dies war nicht unbedingt wegen des Geschmacks (ich würde das allerdings voll verstehen, liebe ich doch dunkle Biere), sondern, weil die Rösttechnik beim Mälzen nicht sehr ausgefeilt war und immer wieder mal Malz schwarz geröstet wurde. Da es nur wenig dunkles Malz braucht, damit ein Bier dunkel wird, reichten die paar angebrannten Malzkörner, um das Bier schwarz zu machen.
Dieses Bier wurde der Legende nach, zu Ehren der Lastenträger in London, Porter genannt. Die Porter hatten keine Gewerkschaft und mussten darum 16-18H am Tag arbeiten. Damit sie dies schafften, brauchten sie ein Getränk, welches zwar nahrhaft aber nicht so stark alkoholhaltig war, damit sie ihre Lasten trotzdem noch am richtigen Ort abluden.
Da nicht nur die Porter grossen Durst hatten, sondern alle Engländer gerne viel tranken, gab es in London sehr viele, grosse Brauereien. An der Tottenham Court Road gab es eine Brauerei, welche den grössten Gärtank Europas besass. Ein 7 m hoher Holzgärtank.
Eines Tages gab es in diesem Tank eine Fehlgärung. Wenn die Hefe die Würze zur Gärung bringt, entstehen Alkohol, Restzucker und CO2. CO2 braucht Platz und muss abgeleitet werden. Wenn es nicht abgeleitet werden kann, dann schafft es sich Platz. So explodierte dieser Riesentank und die Druckwelle liess alle anderen Tanks sowie Fässer auch explodieren und am Ende brach die Wand der Brauerei ein.
Dadurch raste ein Porter Tsunami durch die Strassen von London, wobei 8 Leute starben und 3 Häuser einstürzten. Eine 9. Person starb 3 Tage später an Alkoholvergiftung. Als typischer Engländer, hatte er die Gunst der Stunde genutzt und alle Gefässe, die er besass mit Porter gefüllt und ausgetrunken.
Wenn man mal unfreiwillig in dunklem Bier gebadet hat, will man nicht unbedingt mehr dunkles Bier trinken.
Die Londoner Brauern mussten sich also etwas einfallen lassen. Glücklicherweise erfand David Wheeler bald darauf ein Malzrad mit welchem gleichmässig geröstet werden konnte und alle Körner hell blieben.
Dadurch konnte helles Bier gebraut werden und es wurde, marketingtechnisch genial: PALE ALE genannt. Damit auch der hinter letzte wusste, dass dieses Bier nicht die dunkle Sauce war, in welcher der Kollege ertrunken ist, sondern ein neues, «bleiches» (Pale) Ale.
Karin Patton ist eigentlich Anästhesie Pflegefachfrau, hat aber im Herbst 2014 mit ihrem Mann die Thurgauer Barfuss Brauerei gegründet und widmet sich seither mit viel Leidenschaft und Begeisterung dem Thema Bier. Die Biersommeliere liebt v.a. spezielle Foodpairings und spannende, historische Geschichten rund ums Bier und seine Herstellung.