Schweizer Kinos im Corona-Jahr 2020

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Halb soviele Kinovorführungen und zwei Drittel weniger Eintritte

Praktisch in allen Bereichen der Schweizer Kinolandschaft waren 2020 enorme Rückgänge im Vergleich zum Vorjahr zu verzeichnen: beim Angebot an neuen Filmen (–43%), bei der Anzahl Kinovorstellungen (–49%) und schliesslich bei den Eintritten (–65%) und Ticketeinnahmen (–65%). Erfreulich für die Schweizer Filmbranche ist immerhin das gute Abschneiden einheimischer Werke im Jahr 2020 in relativen und absoluten Zahlen. Soweit einige der definitiven Ergebnisse der Film- und Kinostatistik 2020 des Bundesamtes für Statistik (BFS). Gleichzeitig erscheint die Publikation Filmfestivals, Kinos und Heimkino 2014–2019, die aufzeigt, wie populär die diversen Kanäle zum Filmeschauen in den verschiedenen Bevölkerungsgruppen sind.

Im Jahr 2020 wurden 4,3 Millionen Kinoeintritte und 67 Millionen Franken an Einnahmen durch Ticketverkäufe generiert, was rund einem Drittel der im Vorjahr erreichten Eintritte und Einnahmen entspricht (2019: 12,5 Millionen Eintritte, 193 Millionen Franken Einnahmen). Der Rückgang bei den erzielten Kinoeintritten war in allen Sprachregionen enorm: In der deutschsprachigen Schweiz betrug er 62%, in der französisch- und italienischsprachigen Schweiz gar rund 70%.

Deutlich weniger Filmstarts – neue US-Filme am stärksten betroffen
Mit 283 Filmen sind 2020 rund 43% weniger neue Werke in den Kinos gestartet (Erstaufführungen). Am deutlichsten war der Rückgang bei den Filmen aus den USA, und zwar um 56% auf 56 Filme. Halb so stark war der Rückgang mit 28% bei den Schweizer Produktionen, von welchen letztes Jahr insgesamt 51 in den Kinos gestartet sind. Die Anzahl europäischer Erstaufführungen sank in derselben Zeit um 43% auf 148 Filme. 

Schweizer Filme halten sich gut – Platzspitzbaby erfolgreichster Film des Jahres
Schweizer Filme erreichten 2020 im Kontext der Covid-19-Pandemie einen Rekordmarktanteil von 14%. Das Fehlen zugkräftiger US-Produktionen ist ein Grund für diesen hohen Marktanteil für einheimische Produktionen, aber nicht der einzige. Mit rund 600 000 Eintritten hielten sich die Schweizer Filme nämlich auch in absoluten Zahlen sehr gut. Den Löwenanteil an diesem Erfolg hatte der Film Platzspitzbaby mit über 320 000 Eintritten. Der Film startete in der deutschsprachigen Schweiz bereits im Januar und trug viel zum hohen Marktanteil von 17% für Schweizer Filme in dieser Sprachregion bei.

Vorführunternehmen beissen sich durch in schwierigem Umfeld
Trotz empfindlichen Rückgängen im Filmangebot und bei den Eintritten ging die Anzahl der Kinos und Kinosäle 2020 nur leicht zurück. Insgesamt waren letztes Jahr 263 Kinos (–6) mit 601 Sälen (–4) aktiv. Die Kinos konnten 2020 jedoch nur etwa halb so viele Vorstellungen veranstalten (rund 315 000) wie im Jahr zuvor. Die Anzahl der 3D-fähigen Kinosäle blieb mit 313 (–1) stabil, 3D-Filme und -Vorführungen spielten 2020 aber kaum eine Rolle; lediglich fünf 3D-Filme starteten letztes Jahr in den Kinos.

Publikation zum Filmkonsum vor der Pandemie: VoD holt auf, klassische Kanäle bleiben populär
Wie die neue Publikation Filmfestivals, Kinos und Heimkino – Publikum und Entwicklungen in der Schweiz 2014–2019 zeigt, hat die Popularität von Video on Demand (VoD) weiter zugenommen: Solche Dienste wurden 2019 von 36% der Bevölkerung zum Filmeschauen benutzt (2014: 28%), bei den unter 30-Jährigen waren es 57% (2014: 42%).

VoD war 2019 aber bei weitem nicht das populärste Medium für Filme: 87% der Bevölkerung sahen sich Filme im Fernsehprogramm an (2014: 91%) und auch DVDs/Blurays waren noch weitverbreitet (50%), jedoch mit stark abnehmender Tendenz (2014: 66%). Kinobesuche waren mit 67% ebenfalls sehr weitverbreitet (2014: 66%), auch bei jungen Leuten: Sowohl 2014 als auch im Jahr 2019 gingen rund 90% der unter 30-Jährigen mindestens einmal ins Kino, allerdings nahm die Häufigkeit der Kinobesuche in dieser Altersgruppe ab.

Wie sich die Popularität der verschiedenen Kanäle zum Filmeschauen in den verschiedenen Bevölkerungsgruppen mit und nach der Covid-19-Pandemie entwickelt, wird die nächste Erhebung zum Kulturverhalten in der Schweiz im Jahr 2023 zeigen.

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