Herz über Kopf

Kennst Du das auch? Du liest etwas und „zagg“ versuchst Du es mit dem Kopf zu verstehen: überdenkst, bewertest, vergleichst, wägst ab und versuchst auf eine logische Beweisführung zu kommen?

Ich ertappe mich ab und zu, wie ich die Antwort auf Fragen meiner Kids mit dem „schnellen Prozessor“ gebe, den Ablauf der Woche schon fast geometrisch berechne, das ausgeklügeltste Notfallszenario für die neuen Corona-Regeln im Kopf durchspiele. „Und zweitens kommt es anders, als Du denkst“, so meine Mom noch heute.

Vielleicht ha st Du aber auch schon mal das Verlangen verspürt, das Mantra, welches angeklungen wurde, zu übersetzen, damit Du es im Kopf einordnen und „verstehen“ kannst. Oder Du kamst nach der asymmetrischen Atemübung ins Analysieren über das Links und Rechts und denkst „so müsste ich nun atmen, weil…“ – anstatt ins Fühlen.

Einer meiner Lehrer, Doug Keller, begann einmal eine Klasse mit „Atme ein in den weiten Ozean Deines Herzens, atme aus und lasse Deinen Mind wie einen Regentropfen in den Ozean des Herzens fallen. Der Kopf ist der Ort des Wissens. Das Herz ist der Ort des Fühlens – wenn beides zusammen kommt, entsteht Weisheit.“

Es scheint eine natürliche Eigenschaft des Menschen zu sein, Dinge verstehen, erklären und beschreiben zu wollen. Deshalb gibt es Lexika, gibt es Wissenschaften, gibt es Schulen. Wir sind es so gewohnt, uns über alles in der Welt zu verständigen, dass wir uns nicht vorstellen können, dabei an eine Grenze zu stoßen. Einen solchen „explanatory gap“ gibt es aber im Bereich der Sinneserfahrungen. Wie erklärt man einem Tauben ein Geräusch? Wie beschreibt man einem Blinden eine Farbe? Vielleicht, indem man die physikalischen Vorgänge des Wahrnehmungsprozesses vermittelt. Ist das wirklich dasselbe?

Eine Übung, um sich des Fühlens wieder bewusst zu werden ist z.B. barfuss zu gehen: Wir verstecken sie, packen sie weg und sehen sie nur ganz selten: unsere Füße. Eigentlich sind sie aber unsere zweiten Hände. Im Laufe der Jahre verlernen wir mit unseren Füßen zu fühlen und die Welt zu entdecken und tasten nur noch mit den Händen und durch unsere Fingerspitzen.

Worte gibt es nicht immer sofort. Vielleicht gibt es gar kein „100%-Wort“ und vielleicht ist ein Beschrieb dafür gar nicht wichtig – denn das Gefühl vermittelt eben etwas, was „unter die Haut geht“.

Wie wäre es, wenn wir uns darum in Savasana ab sofort erlauben würden, das Jetzt zu empfinden und das OM heute Abend in der Klasse nicht nach Herkunft und Sinn befragen, sondern einfach nur mal mit allen Sinnen fühlen?

HERZlichts,
Kinga

Quelle
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Foto: unsplash

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