Jo Lendle & Katharina Alder
Am Samstagnachmittag der Weinfelder Buchtage durfte Katharina Alder voller Freude den renommierten Autor und Verleger des Hanser Verlags, Jo Lendle, willkommen heissen. Lendles neuester Roman Die Himmelsrichtungen widmet sich der faszinierenden Amelia Earhart – Luftfahrtpionierin, Dichterin und feministische Ikone. In einem sehr sympathischen und anregenden Gespräch offenbarte sich der Roman als facettenreiches Porträt einer unerschütterlichen Frau, die mit Selbstverständlichkeit ihren Weg verfolgte. Der humorvolle und tiefgründige Blick auf Earharts Leben und ihre zahlreichen Facetten fand grossen Anklang beim Publikum.
Den Anschluss machte die Autorin Valerie Fritsch, vorgestellt von Larissa Waibel, Lektorin beim Limmat Verlag. Fritschs Roman Zitronen, der das Münchhausen-Stellvertreter-Syndrom thematisiert, zog die Zuhörer durch seine eindringliche Schilderung in den Bann. Waibel hob die präzise Sprache der Autorin hervor, die die Gefühlswelten und Konflikte der Protagonisten spürbar macht. Fritsch teilte im Gespräch Einblicke in ihre intensive Recherche und die Begegnungen mit Menschen, die sich mit Missbrauch und Gewalt auseinandersetzen mussten – eine Diskussion, die nachhaltig Eindruck hinterliess.
Das Abendprogramm eröffnete Alain Claude Sulzer mit seinem im August erschienenen Werk Fast wie ein Bruder. In dieser Erzählung über Freundschaft, Verlust und die existenziellen Fragen des Lebens behandelt Sulzer tiefgründige Themen wie Aids und Homosexualität und zeigt, wie sie das Leben der beiden Hauptfiguren prägen. Moderiert von Katharina Alder, diskutierte Sulzer über die gemeinsamen Lebenswege zweier ungleicher Männer. Die berührende Erzählung über die unauflösbare Bindung aus Kindheitstagen und die Herausforderungen der beiden Männer fand beim Publikum grossen Anklang.
Den letzten Programmpunkt des Abends bestritt Franziska Gänsler, ebenfalls begleitet von Larissa Waibel als Moderatorin. Gänsler las aus ihrem Roman Wie Inseln im Licht, der die Geschichte von Zoey erzählt, die als Erwachsene die Geheimnisse um das Verschwinden ihrer kleinen Schwester zu lösen versucht. Im Gespräch gewährte Gänsler Einblicke in ihre Arbeit an diesem tiefgründigen Roman und beschrieb, wie die einzelnen Puzzlestücke der Erinnerung sich wie Inseln aus dem Vergessen erheben. Die fesselnde Geschichte um Familiengeheimnisse und die Zerbrechlichkeit der Erinnerung fand grossen Zuspruch und machte den Abschluss dieses bereichernden Veranstaltungstages perfekt.
So gingen die Weinfelder Buchtage mit einem intensiven und bewegenden Samstag weiter, an dem sich Literatur und Lebensgeschichten auf eindrucksvolle Weise miteinander verbanden.
zVg