Am Dienstag, 5. Oktober 2021, trainierten die Fachstelle Kulturgüterschutz, das Amt für Archäologie und das Historische Museum Thurgau gemeinsam für den Krisenfall. Im Rahmen einer Übung evakuierten sie über 100 mobile Kulturgüter. Unterstützt wurden sie dabei von Zivilschutzeinheiten des Kantons Thurgau und der Stadt Zürich. Nach acht Stunden Einsatz konnten alle Beteiligten ein positives Fazit ziehen.
Gemäss Übungsanlage der Fachstelle Kulturgüterschutz war in der Nacht zuvor ein heftiges Sturmtief über die Schweiz gezogen. Das Tief zog eine Schneise der Verwüstung durch Frauenfeld. Das Dach des Zentraldepots des Amts für Archäologie wurde stark beschädigt. Gleiches galt für das Dach vom Schloss Frauenfeld, welches das Historische Museum Thurgau beheimatet. So konnten grosse Mengen Wasser ins Innere der beiden Gebäude eindringen und gefährdeten das darin gelagerte Kulturgut.
Fachgerecht evakuiert
Nun galt es die mobilen Kulturgüter so rasch und fachgerecht wie möglich in Sicherheit zu bringen. Zuerst wurde vor Ort eine Lagebeurteilung vorgenommen. Dazu wurden alle Objekte auf ihren Zustand hin überprüft und mit Angaben zu Standort, Priorisierung sowie Kenndaten versehen. Anschliessend wurden sie gemäss festgelegter Reihenfolge verpackt und aus dem Gebäude transportiert. Dort erfolgte dann die Katalogisierung und Triagierung der evakuierten Kulturgüter. Je nach Zustand wurden sie unter Anleitung gereinigt, zum Restaurieren gebracht oder ins Notdepot transportiert. «Ein wichtiger Teil des Kulturgüterschutzes ist die Dokumentation – dies im Sinne von Prävention – besonders aber bei der Dokumentation eines Schadenplatzes und der Nachverfolgung von getroffenen Massnahmen und des Zustands von Objekten. In diesem Bereich sind die Fachexpertinnen des Kulturgüterschutzes auch als Ausbildnerinnen und Ausbildner gefordert», sagt Kantonsarchäologe Hansjörg Brem.
Vorbereitet für den Krisenfall
Die Übung wurde um 8 Uhr ausgelöst und dauerte bis kurz nach 16 Uhr. Rund 80 Personen waren involviert. Insgesamt konnten über 100 Objekte evakuiert werden. «Die Übung kann durchaus als Erfolg bezeichnet werden. Alle Aufträge wurden fachgerecht und in der vorgegebenen Zeit erledigt. Wir konnten aber auch feststellen, wo noch Verbesserungspotenzial vorhanden ist. Dies hilft uns dabei, die Aus- und Weiterbildung der kommenden Monate und Jahre zu planen», sagt Daniel Häberli, Leiter der Fachstelle Kulturgüterschutz. Auch Gabriele Keck, Direktorin des Historischen Museums zieht eine positive Bilanz: «Die Erarbeitung der Notfallkonzepte für unsere Standorte, samt Risikoanalyse, war eine anspruchsvolle Aufgabe, weil stets der Ernstfall mitgedacht werden musste. Insofern war die Evakuationsübung ein notwendiger Testlauf, um zu prüfen, ob die Abläufe und Massnahmen zur Bergung der Exponate auch praktisch umsetzbar sind.» In den nächsten Tagen wir die Übung gemeinsam mit allen involvierten Stellen nochmals aufgearbeitet, um die wichtigsten Erkenntnisse in die Notfallplanungen für die Institutionen einfliessen zu lassen. Zweck des Kulturgüterschutzes ist es, sicherzustellen, dass identitätsstiftenden Kulturgüter für die nachfolgenden Generationen erhalten bleiben.