Alle Autos verursachen Schäden an Umwelt und Klima. Die Unterschiede sind aber gross. | Illustration: blitzartgrafik
Ein batterieelektrisches Auto belastet die Umwelt um 23% weniger als ein Benzinmodell. Fährt das Elektroauto mit Strom aus erneuerbaren Quellen, steigt sein Umweltvorteil sogar auf 44% gegenüber dem Benzinfahrzeug. Dies zeigt ein Fachbericht des Bundesamtes für Umwelt.
Das Bundesamt für Umwelt (BAFU) hat im April 2023 einen Fachbericht publiziert, welcher die Ökobilanz von Personenwagen betrachtet und Aussagen zur Gesamtumweltbelastung macht. Anlass dafür war, dass in den Medien oft verschiedene und teilweise widersprüchliche Aussagen zu Ökobilanzen von Personenwagen diskutiert wurden. «Das BAFU wollte Klarheit zu den Umweltwirkungen in die Diskussion bringen», erklärt Philipp Hallauer, Mitautor der Studie.
Umfassende Ökobilanz
Dafür suchte das BAFU Antworten auf Fragen wie «Welche Umweltauswirkungen haben Personenwagen mit verschiedenen Antriebsarten?» und «Schneiden Elektroautos bei der gesamten Umweltwirkung über ihren Lebenszyklus heutzutage besser ab als vergleichbare Autos mit Verbrennungsmotoren?». Nebst der herkömmlichen Treibhausgasemissions-Bilanz über den Lebenszyklus erfasste die Studie auch Umweltschäden wie den Verbrauch von Energie und mineralischen Ressourcen, Schadstoffemissionen oder radioaktive Abfälle. «Die Gewichtung verschiedener Umweltschäden im Vergleich beinhaltet immer eine Wertung», sagt Hallauer. Für ihre Gewichtung hätten sie nach einer wissenschaftlichen Methode berücksichtigt, wie weit der Ist-Zustand vom politisch festgelegten Ziel entfernt sei.
Bei Verbrennerautos entsteht die grösste Umweltbelastung während des Fahrens mit Benzin oder Diesel. Bei Elektroautos fällt hingegen vor allem die Fahrzeugherstellung ins Gewicht, insbesondere wegen der energieintensiven Batterieproduktion. «Über die gesamte Lebensdauer stossen Elektroautos im Vergleich etwa halb so viele Treibhausgase aus», fasst Hallauer zusammen.
Entscheidender Strommix
Fahrerinnen und Fahrer von Elektroautos haben die Wahl, mit welchem Strom sie ihr Fahrzeug laden. Die geringste Umweltbelastung verursachen mit erneuerbarem Strom geladene Elektroautos und Brennstoffzellen-Fahrzeuge, die mit Wasserstoff aus 100% erneuerbarem Strom betrieben werden. Mit dem durchschnittlichen Schweizer Strommix betriebene Elektroautos haben immer noch eine geringere Umweltbelastung als Verbrennerautos. Werden Brennstoffzellen-Fahrzeuge mit Wasserstoff betankt, der mittels Verbraucher-Strommix hergestellt wurde, belasten sie die gesamte Umwelt jedoch am stärksten. «Der Strommix hat einen grossen Einfluss auf die Ökobilanz. Wegen des hohen Energieverbrauches für die Wasserstoffherstellung vor allem bei Brennstoffzellen-Fahrzeugen», erklärt Hallauer.
Das Hauptproblem ist die Nutzung fossiler Energien. Im Verbrennungsmotor, aber auch bei der Batterieherstellung für Elektrofahrzeuge.
Das Hauptproblem für die Umwelt sei die Nutzung fossiler Energien, vor allem im Verbrennungsmotor, aber auch bei der Batterieherstellung für Elektrofahrzeuge. Dieser energieintensive Prozess findet heute meist in China statt, wo die Stromerzeugung zu einem grossen Teil auf Kohle basiert. Nebensächlich sei hingegen die Batteriechemie.
Kleiner ist besser
Relevant für die Umweltbelastung ist auch die Grösse des Fahrzeugs. «Von nichts kommt nichts. Je kleiner und leichter ein Fahrzeug, desto weniger belastet es die Umwelt», sagt Hallauer. Vergleicht man Modelle derselben Grösse, schneiden Elektroautos immer besser ab als Verbrennerautos. Innerhalb einer Antriebskategorie verursachen aber kleinere Fahrzeuge eine geringere Umweltbelastung als grössere Fahrzeuge. Dennoch: «Auch ein kleines Elektrofahrzeug, das mit erneuerbarem Strom geladen wird, verursacht Umweltschäden und führt zu Treibhausgasemissionen. Für Netto-Null braucht es mehr», erinnert Hallauer.
Auch ein kleines Elektrofahrzeug verursacht Umweltschäden. Für Netto-Null braucht es mehr.
Der Fachbericht des BAFU vergleicht Autos auch mit anderen Verkehrsmitteln und zeigt, dass der öffentliche Verkehr (ÖV) beziehungsweise der Veloverkehr die geringste Umweltbelastung erzeugen. Fahrzeuge mit Verbrennungsmotoren verursachen dagegen mit Abstand die höchste Umweltbelastung. Auch bei den Treibhausgasemissionen gibt es grosse Unterschiede: über 5 km verursacht ein Benzinfahrzeug der Mittelklasse etwa 12-mal mehr Emissionen als der durchschnittliche ÖV, ein batterieelektrisches Fahrzeug etwa 6-mal mehr.
Hallauer folgert: «Als Gemeinschaft können wir am meisten bewirken, wenn wir unsere Mobilität bewusst konsumieren und für Reisen jeweils das umweltschonendste Verkehrsmittel wählen.» Dies ist primär das Velo und der öffentliche Verkehr. Muss oder soll es ein Auto sein, dann idealerweise ein kleines Elektroauto, das mit erneuerbarem Strom geladen wird.
Individuelle Berechnung mit Mobitool
Die Umweltbelastung bestimmter Fahrzeuge sowie ein individueller Strommix können durch Eingabe der wichtigsten Parameter in der Exceltabelle auf der Plattform abgeschätzt werden. Die Tabelle basiert auf den aktualisierten Inventaren, die auch für den Fachbericht verwendet wurden: www.mobitool.ch
Quelle: eco-auto.info
Text: Edmea Stegmaier, Praktikantin Verkehrspolitik beim VCS