Asana, Pranayama und dann?

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Asana (Körperhaltung), Pranayama (Atemübung), Meditation – und dann?

Die eigene Praxis auf der Matte ist unumgänglich, wenn wir den körperorientierten Yoga, wie Hatha, Ashtanga, Vinyasa, Power, Iyengar, Anusara -Yoga, etc. verstehen wollen.

Was geschieht nun, wenn sich eine zweite, wildfremde Person auf «meine Matte» gesellt und ich aufgefordert werde, mit ihr meine Matte zu teilen und mit ihr eine Asana (Yogahaltung) einzunehmen?

Folgende Szenarien sind möglich:
– meine Nackenhaare beginnen sich aufzustellen und ich baue Widerstände auf 
– meine Aufmerksamkeit ist nur noch beim Gegenüber und ich vergesse meine Bedürfnisse
– ich übernehme das Ruder und sage, wo es lang geht

Oder – etwas Neues entsteht.

Wie der Frühling, der Neues spriessen lässt, staunte ich vor Jahren bei so einer Klasse mit einer wildfremden Person, wie in meiner (vielmehr in «unserer») Praxis etwas bisher Unbekanntes entstand: ich weitete das Spektrum von «mir und meiner Matte» in ein Übungsfeld aus, welches weniger meinen Körper als Instrument vereinnahmte, als nun mehr mein Herz.

Obwohl ich mich als Kind und Jugendliche viel zu Zweit und Dritt auf einem galoppierenden Pferd bewegte und es zentral wichtig war, dass unsere drei bis vier Körper in Harmonie schwangen, ging es dabei doch immer um eine Form, die von Aussen erwartet wurde und die mein/unsere Körper einnehmen sollten.

Auf dieser Yogamatte damals jedoch lag der Fokus bei den Fragen:
– kann ich meine tief sitzenden (Berührungs-) Ängste überwinden?
– kann ich mich in Vertrauen hingeben?
– kann ich meine Bedürfnisse ohne Worte freundlich ausdrücken?
– kann ich mich verletzlich zeigen?
– kann ich das von Geburt an eingeflösste Gefühl von Distanz transformieren?
– kann ich Illusion als Illusion erkennen?
– kann ich meinem Ego ins Gesicht schauen?

Die Überwindung von Angst, schaffte ein Gefühl von Sicherheit und aus dem Loslassen und mich der Situation und dem Gegenüber hingebend, entstand tiefe Freude. Mein Mich-Verletzlich-Zeigen kreierte eine natürliche Intimität und – ich erkannte, dass es eine Illusion ist, dass wir Menschen uns als getrennte Wesen wahrnehmen.
Das Wort Klarheit bekam in diesem Moment eine neue Dimension.

Nach Asana und Pranayama folgt «Beziehung». Beziehung mit meiner Umgebung und meiner Umwelt: wie verlasse ich mein Studio nach der Praxis, wie verhalte ich mich auf dem Heimweg im Strassenverkehr und wie höre ich am Ende des Tages meinem Kind zu Hause zu? 

Asana, Pranayama, Meditation auf meiner Matte ist und bleibt federführend, da Verbindung bei und mit mir beginnt. Jedoch verstehe ich heute, dass ich das, was ich auf «meiner Matte» erprobt und erfahren habe, mit über den so langsam von Maiglöckchen und Magnolie umsäumten Gartenzaun nehmen, und weitergeben darf.
Von Herz zu Herz,
Kinga

“Deine Aufgabe ist nicht Liebe zu suchen, sondern alle Barrieren in Dir zu suchen und zu finden, welche Du gegen sie aufgebaut hast.“ Rumi


Quelle
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